Mountainbike verbindet in Herrieden Schulen und Verein

Trotz Corona gab es in der jüngeren Vergangenheit auch gelungene Projekte. So berichtet der Schulsportbeauftragter des Landesverbandes Bayern, Michael Kreil: „Wir konnten im Schulsport in Bayern und bundesweit viel bewegen. Wir sind auf dem richtigen Weg und werden diesen weiter fortsetzen.“

Also derzeitiges Vorzeigemodel gilt die Kooperation Schule und Verein in Herrieden (Landkreis Ansbach in Bayern). Dort trifft es sich, dass sich mit der Grund- und Mittelschule, der staatlichen Realschule sowie den Herrieder Aquathleten gleich drei Anlaufstellen für junge Menschen zusammengeschlossen haben und eine sehr besondere Förderung durch den Mountainbike-Sport betreiben.

Beeindruckend sind auch die blanken Zahlen: etwa 100 Schülerinnen und Schüler fördert man alleine im Stützpunktbetrieb der Schulen in insgesamt 18 Stunden pro Woche durch ganze acht Übungsleitende, die stets mindestens zu zweit Sportstunden anleiten, um auf die Anforderungen verschiedener Entwicklungsstufen adäquat eingehen zu können. Die Trainingsstunden im Verein, der 844 Ausdauersport betreibende Mitglieder umfasst, kommen noch hinzu.

Genutzt werden können insgesamt 60 Fahrräder, die über das Bikepool-Projekt beider Schulen zur Verfügungstehen. Außerdem werden Kanus als besondere Teambuilding-Maßnahmen zum Einsatz gebracht. Infrastrukturell freut man sich über mehrere Sporthallen und -plätze, sowie Schwimmbecken, die durch die Kommune zur Verfügung stehen.

Haupttrainingsfläche ist jedoch der Bärenloch-Bikepark, der auf einem ehemaligen Skigelände entstanden ist. An dessen Finanzierung sind neben der Kommune sowohl der Freistaat Bayern als auch die EU durch Fördermittel beteiligt.

Insgesamt erfreut man sich an einer Vielzahl an Engagierten, die sich leidenschaftlich für die Jugend und den Sport in ihrer Region einsetzen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass in einem Beitrag eines bayerischen Fernsehsenders bereits die Entwicklungen in Herrieden  thematisiert wurden.

Die Verantwortlichen der Schulen und des Vereins traten allesamt nicht an, um einfach nur sportliche Trainingseinheiten anzubieten. Nach und nach wuchsen aus einzelnen kleineren Motiven große, gemeinsame Visionen.

Diese umfassten zunächst die Förderung von gemeinschaftliche Strukturen, sodass aus der ursprünglich kleinen Gruppe von Aktiven und Übungsleitenden eine Bewegung wächst, in der Verkehrserziehung noch vor sportlichen Ansprüchen steht.

Aus der Kooperation von Schulen und Verein wuchs die Vorstellung Kindern und Jugendlichen durch das Bewegen auf dem Fahrrad und durch pädagogisches Wirken in einem ruhigen und konzentrierten Umfeld neben der Fahrsicherheit auch Mut und Selbstvertrauen zu vermitteln; dies sollte auch auf andere Lebensbereiche übertragen werden können.

Wahlfächer sollten hierbei helfen, straffe Unterrichtsstrukturen etwas aufzuweichen, sowie den Zusammenhalt und die Entwicklung von jungen Menschen zu befördern.

Lehrkräfte, die auch als MTB-Übungsleitende fungieren, sollte direkte Ansprechpartner für den MTB-Sport sein, was den Weg in die entsprechenden Sportstunden vereinfachen sollte. Wahlfächer, hier zum Beispiel „MTB-Wintertraining“ sollen die sportmotorische Entwicklung begünstigen

Als großen Traum beschrieben die Verantwortlichen eine Symbiose von Schul- und Vereinssport, sowohl im Bereich der Werte- und Verkehrserziehung als auch im Rennsport.

Gerade Letzteres sollte zunächst eine nachgelagerte Entwicklungsstufe sein, für die nicht nur ein adäquater Bikepark vor Ort vonnöten war, sondern auch die Unterstützung durch regionale Fahrrad-Händler und der Öffentlichkeit.

Realisierte Wirkungsweisen der umgesetzten Maßnahmen

„Sport verbindet“ – jeder Ansprechpartner der Schulen oder des Vereins begann oder schloss seine Erzählungen im BRV-Gespräch mit jenem Statement. Tatsächlich war vor Ort eine Herzlichkeit spürbar, die dieses Miteinander besonders macht.

Aus einer Zweck- oder Interessensgemeinschaft wuchs über viele Jahre etwas zusammen, was Marcel van Zweeden, der als Schul- und auch als Vereinstrainer aktiv ist, folgendermaßen beschreibt: „Bei uns gehört einfach alles zusammen, wir sind eins. Wir sind nicht die eine und die andere Schule und dann noch der Verein. Wir fahren gemeinsam auf Schulwettbewerbe, treten dort im selben Trikot an und vertreten Herrieden als Ort und Anlaufstelle für Werteerziehung und gutes Training im Sport.“

Ein gepflegter Umgang mit der Umwelt und auch der eigenen Gesundheit wurde in zahlreichen Programmen und Projekten bereits einer Vielzahl an jungen Menschen vermittelt. Händler haben indes Schulungen durchgeführt, in denen die richtige Pflege und Einstellung des Rads gelehrt wurde.

In der Außenwirkung kann verzeichnet werden, dass gerade seitens der Schulen spürbar ist, dass dort immer häufiger Erziehungsberechtigte ihre Kinder auch aufgrund der bestehenden Bikepool-Zugehörigkeit anmelden.

„Es ist wirklich eine schöne Rückmeldung aus der Gesellschaft, wenn man sieht welche Bedeutung dieses gemeinsame Engagement von Schulen und Verein einnimmt. Diese Emotionen, die darüber transportiert werden, rühren uns und spornen uns natürlich an unsere Bemühungen noch weiter zu intensivieren,“ beschreibt van Zweeden.

Einen Bikepark gibt es in Herrieden, wie beschrieben, schon. Dieser war bereits Austragungsort
von regionalen Wettbewerben und ist mitsamt seiner zahlreichen Trails in der umliegenden Landschaft der ganze Stolz der MTB-Verantwortlichen. Wissen vermitteln und selbst weiter dazulernen – auch hierbei glänzen die Herriedener, denn es fand bereits eine bayernweite Fortbildung für Lehrer statt, die allerdings nur ein Auftakt für weitere Entwicklungen in diesem Bereich sein sollte.

Auch sportliche Erfolge kann man bereits verzeichnen. Die Qualifikation zu Bayerischen Schulmeisterschaften ist Schüler/innen bei allen Austragungen gelungen, sowie auch für zwei der bisher drei organisierten deutschen Schülermeisterschaften (jeweils MTB). Besonders erfreulich hierbei: 2018 konnte man eine Mannschaft stellen, 2019 indes gleich zwei. Soziales Engagement endet für die Verantwortlichen nicht an der Ortsgrenze von Herrieden.

So wurden in einem eigens organisierten Spendenlauf nicht nur zusätzliche Mittel für eigene Investitionen gesammelt, sondern auch jeweils zu weiteren Dritteln aufgeteilt an die SMVs (Schülermitverantwortungen) der Schulen im Gesamtprojekt und an die internationale Hilfsorganisation World Bicycle Relief Spenden gerichtet. Gerade dieses Engagement verdient angesichts der ohnehin begrenzten Mittel im Schul- und Vereinssport besondere Anerkennung.

Ausblick 

Ambitionen und Ziele sind für die emsigen Herriedener keine Last, sondern ausschließlich Motivation. So verwundert es nicht, dass die Vorhaben für die mittel- und langfristige Zukunft bereits gut durchdacht initiiert werden. Hierunter fällt zunächst der Ausbau des Wettkampfsportbetriebs, für den in absehbarer Zeit auch ein Transportanhänger für Wettkampfräder benötigt wird.

Prinzipiell sollen auch leistungssportliche Strukturen aufgebaut werden, allerdings wird weiterhin die harmonische Zusammenarbeit der Schulen und Vereine Träger aller Bemühungen sein. Dabei wird beabsichtigt langfristig orientiert zu handeln – junge Sportlerinnen und Sportler also nicht zu früh, sondern altersgerecht an konditionelle Trainingsmittel heranzuführen, insbesondere zunächst spielerisch. Hinzukommt der weitere Ausbau von Fahrtechniktrainings und Grundlageneinheiten.

Doch auch der bereits gut ausgebaute Bikepark soll ergänzt werden. Die geplante Erweiterung für die nahe Zukunft soll nicht nur die Trainingsbedingungen deutlich verändern, sondern zudem Wettbewerbe auf noch höherem Niveau ermöglichen. Hierfür braucht es allerdings weiteren Zuspruch aus der Bevölkerung, denn zuweilen wird nicht immer richtig vernommen, dass Mountainbiker die Natur nicht schänden, sondern im Einklang mit ihr Sport treiben wollen.

Daher stehen auch weitere Projekte und Maßnahmen hinsichtlich eines verantwortungsvollen Umgangs mit der der Natur für die Jugendlichen aus Herrieden und Umland an. In entsprechenden Jugendbildungsmaßnahmen soll dies thematisiert werden, ebenso wie anderweitige Themen, die dazu führen mündige junge Erwachsene zu fördern. Ganz nah dran sein wird jedoch immer der Bezug zum Sport – als Motivation für alle Teilnehmenden und Mitwirkenden der Programme und Projekte im Mountainbike-Sport Herrieden.

BRV-Sportkoordinator EdS und MTB-Trainer David Voll (Foto): „Herrieden ist ein Paradebeispiel für die vorbildliche Zusammenarbeit von Schule und Verein. Aufgrund des großen Engagements und Interesse der Lehrkräfte in den Schulen und den daraus entstandenen Strukturen und Verbindungen in den Verein, werden hier bereits radsportbegeisterte Kinder und Jugendliche hervorragend gefördert. Dass parallel seitens des Vereins und der Stadt ein altersgerechtes MTB-Trainings- und Wettkampfgelände entstand, ist das Sahnehäubchen.“

(Text: Marco Gößmann-Schmitt/Fotos: Marcel van Zweeden; )

 

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